3. Türchen: Die Krippe

So „unvorweihnachtlich“ Spanien auch aus mittel- und nordeuropäischer Sicht sein mag, eines findet sich sehr wohl wieder: die Krippe.
Sie ist in Spanien ein unverzichbarer Teil der Vorweihnachtszeit und steht seit mindestens sieben Jahrhunderten traditionell für die Erinnerung an die Geburt Christi. Die Krippe taucht überall auf: auf öffentlichen Plätzen, in großen und kleinen Geschäften, in Kirchen und natürlich in Wohnungen.
Die enge verknüpfung Spaniens mit der Krippe zeigt sich bereits in der Sprache: Die Weihnachtskrippe wird als belén bezeichnet – Belén ist zugleich der spanische Name des Ortes Bethlehem und ein weiblicher Vorname. In der spanischensprachigen Welt tragen auch viele Ortschaften diesen Namen.

Krippen in Spanien variieren regional und unterscheiden sich in Größe, Material und Ausführung – kleine oder gar lebensgroße Figuren, Krippen aus Holz oder Metall, aus Stoffen, Laub, Stroh, elektrischer oder Kerzenbeleuchtung  und vielem mehr. Alle haben jedoch einen Aspekt gemeinsam, die Darstellung biblischer Szenen der Weihnachtsgeschichte, meist jedoch das Christkind, Maria, Josef und die Heiligen Drei Könige. Dennoch hat fast jeder Ort eine eigene Vorstellung, wie die Krippe auszusehen hat, was zu einer bunten Vielfalt im gesamten Land führt. Sogar bewegliche Figuren und Spezialeffekte werden in manchen Krippen integriert. Es ist erstaunlich, wie facetten- und variantenreich Krippen präsentiert werden können.

Eine Besonderheit spanischer Krippen ist eine Tradition, die ursprünglich aus Katalonien kommt, der Caganer (sprich: Kagané), das kleine Scheißerle. Dieses tauchte erstmals im Barrock auf, einer Zeit, als künstlerische Darstellungen oft übertrieben wurden. Der Caganer hat sich bis heute gehalten und hat sich mittlerweile in ganz Spanien verbreitet. Er wird oft als mit der typischen katalanischen Kopfbedeckung, der barretina, schwarzen halblangen Hosen, weißem Hemd und der roten Gürtelschärpe dargestellt.
Dieses Männlein sitzt abseits des Stalls in der Krippendarstellung und entleert sich. Allerdings ist er mitnichten eine Verunglimpfung der Weihnachtsgeschichte. Im Gegenteil, der Caganer steht für die Fruchtbarkeit, die durch Exkremente gedüngte Erde, und stellt somit ein Sinnbild für den Kreislauf der Natur dar. Der caganer ist also ein Symbol für eine gute Ernte, die durch die Düngung des Bodens ihren Anfang nimmt.
Heute gibt es nicht nur die oben beschrieben Darstellung eines katalanischen Bauern, sondern auch berühmte persönlichkeiten wie Schauspieler, Politiker, Sportler oder sogar Comicfiguren als Caganer. die Vielfalt und der Einfallsreichtum sind bestechend. Eine kleine Auswahl wird hier abgebildet.

Spanien verfügt zudem über eine weitere besondere Krippentradition, die lebende Krippe.
Dieser Brauch stammt ursprünglich aus Katalonien und hat sich mittlerweile im gesamten Land verbreitet. Laienschauspieler stellen hierbei den Lebensalltag in Bethlehem zur Zeit von Jesu Geburt dar, meist in historischen Gewändern. Die Einwohner eines Ortes verkleiden sich als biblische Figuren und stellen Szenen der Weihnachtsgeschichte nach. Auch die Ochs und Esel sind echt. In manchen Gegenden wird dieses Laienschauspiel auch dazu genutzt, alte, zum Teil heute fast oder ganz ausgestorbene Berufe für eine kurze Zeit wieder aufleben zu lassen, im Dorf oder in der Region beheimatete Erzeugnisse herzustellen und diese der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das war’s für heute, morgen lesen wir uns wieder.

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